Mineralöl im Essen ?

Verbraucherzentrale Hamburg. 09.11.2010

Deutschland hat eine sehr hohe Recyclingquote bei der Altpapierverwertung – aus Umweltschutzgründen eine begrüßenswerte Entwicklung! Doch zugleich ist damit ein massives Problem entstanden, das dringend einer Lösung bedarf. Während Hygienepapiere wie Toilettenpapiere im Recyclingverfahren diverse Reinigungsprozesse durchlaufen, gilt dies für Lebensmittelverpackungen häufig nicht. Ein Kuriosum, müsste es doch aus gesundheitlichen Gründen umgekehrt sein: Recyclingverpackungen können Rückstände in Lebensmitteln verursachen!

Reis, Backmischungen, Semmelbrösel oder Popkorn für die Mikrowelle werden in Kartonverpackungen angeboten, die oft deutlich zu hohe Mineralölanteile enthalten. Diese Mineralölgemische, die z.B. aus Druckfarben von Zeitungen oder anderen Kartonverpackungen stammen, gehen in die Lebensmittel über. Je länger sie gelagert werden, umso mehr. Mineralöle können negative Langzeitwirkungen im Körper haben und treiben den Experten die Sorgenfalten ins Gesicht. So können in der Leber, in Lymphknoten oder in den Herzklappen Entzündungen ausgelöst werden, ein Krebsrisiko ist nicht auszuschließen.

Lebensmittelindustrie und Wissenschaftler arbeiten seit mindestens einem Jahr massiv an dem Problem. Doch die Mühlen mahlen noch zu langsam. Den Verbrauchern kann nicht länger zugemutet werden, die eigene Gesundheit durch belastetes Verpackungsmaterial zu gefährden!

• Ein erster Schritt ist endlich getan worden: Giftige Farben sollen von Lebensmittelverpackungen verbannt werden.

• Aber das reicht noch nicht. Zur Problemvermeidung gehört auch das Verbot von Mineralöl in Druckfarben bei Zeitungen und deren Ersatz durch unschädliche Farben.

• Lebensmittel, die besonders viel Mineralöl aufnehmen, sollten vorübergehend nur noch mit Innenbeutel als Barrierematerial (PET oder Aluminium) oder aus Frischfasern angeboten werden. Dazu gehören insbesondere trockene Produkte mit großer Oberfläche. Doch ist die Verpackungsart von außen kaum zu erkennen.

• Überdies fehlen in Deutschland Untersuchungskapazitäten, sie müssen dringend aufgebaut werden. Hier ist insbesondere das Bundesinstitut für Risikobewertung gefragt. Ein Grenzwert auf ein Maß unterhalb der chemischen Nachweisgrenze sollte möglichst umgehend erlassen werden - der gesundheitliche Verbraucherschutz darf nicht hinter den Umweltschutzinteressen zurückstehen!

• Konkrete Messergebnisse gibt es bisher kaum, bei einer Untersuchung der Stiftung Warentest (11/2010) enthielt z.B. eine Portion Kartoffelknödel von Pfanni 0,54 mg und von Norma Norma 0,6 mg. Damit ist die Grenze für eine täglich tolerierbare Aufnahmemenge für Erwachsene schon erreicht. Die Zeitschrift ÖkoTest untersuchte Reis (9/2010), belastet waren alle Reissorten in Pappkartons, die Testergebnisse liegen in den Verbraucherzentralen vor.

Weitere Informationen zum Thema unter www.vzhh.de

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